Von René Lesnik

Das war unser 2. Netzwerktreffen am BNITM in Hamburg

Zu unserem zweiten Netzwerktreffen haben wir uns am 16. und am 17. November 2023 am Bernhard-Noch-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg versammelt. Iris Bruchhaus, Vorständin von Infect-Net als auch des BNITM, war Gastgeberin der Veranstaltung. Die Lage direkt in St. Pauli mit Sicht auf den Hafen und die Elbphilharmonie unterstreicht die internationale Ausrichtung der Infektionsforschung des Bundesforschungsinstituts und der historische Hörsaal gab unserer Tagung einen wunderbar festlichen Rahmen.

Das BNITM liegt direkt hinter dem Fischmarkt am Hamburger Hafen. Foto: René Lesnik

Ein Netzwerk lebt von seinen Mitgliedern

Iris Bruchhaus startet das Netzwerktreffen mit der Vorstellung des BNITM und gab einen Überblick über die Geschichte, den Aufbau und die aktuelle Forschungsausrichtung ihrer Heimatinstitution. Im Anschluss präsentierte Gabriele Pradel von der RWTH Aachen University als Sprecherin von Infect-Net eine Zusammenfassung und die Ziele der Netzwerkinitiative.

Pünktlich zur DFG-Fachkollegienwahl 2023 bildeten die Beiträge über die DFG-Fachkollegien und die Forschungsförderung der DFG den Hauptprogrammpunkt des ersten Tagungstages. Nach einem Einführungsfilm, den die DFG im Rahmen ihrer Kommunikationsstrategie erst vor wenigen Wochen veröffentlicht hat, warf Beate Sodeik von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) mit uns einen genaueren Blick auf die Funktionen und Arbeitsweisen der Fachkollegien. Iris Bruchhaus teilte zusammen mit Beate Sodeik ihre Erfahrungen aus den Fachkollegien und beide beantworteten die Fragen des Publikums.

Die Organisation von DFG-Schwerpunktprogrammen ist eine Herausforderung und benötigt neben Ausdauer, frühzeitiger Planung und Organisationstalent auch eine hervorragende Kenntnis der bürokratischen Mechanismen und ein breit aufgestelltes Netzwerk. Der Aufwand lohnt sich jedoch für den fachlichen Austausch, den wissenschaftlichen Output und die Nachwuchsförderung. Gabriele Pradel ist Sprecherin des SPP2225 EXIT strategies of intracelluar human pathogens, welches Anfang 2024 in die zweite Förderphase geht, und berichtete über die Potentiale und die Fallstricke eines solchen Vorhabens. Esther Schnettler vom BNITM hielt im Anschluss einen Vortrag als DZIF-Botschafterin und sprang dabei für die erkrankte Maura Dandri ein. Der folgende Programmpunkt wurde von Anna Bachmann, Lisa Oestereich, Maria Rosenthal und Nahla Galal Metwally vom BNITM gestaltet. Die Wissenschaftlerinnen entwickelten im Vorfeld des Treffens einen Fragenkatalog und organisierten eine Online-Umfrage innerhalb von Infect-Net, eine live-Umfrage im Publikum und eine Paneldiskussion mit dem Titel Der perfekte Förderantrag. Die Ergebnisse der Umfragen werden wir an anderer Stelle mit euch teilen. Das Panel mit Stephanie Pfänder von der Ruhr-Universität Bochum, Gabriele Pradel, Hortense Slevogt von der MHH und Beate Sodeik transformierte letztendlich zu einer weiteren großen Diskussionsrunde.

Erfahrungsaustausch, gegenseitige Unterstützung und Vernetzung machen uns stark: Die Infektionsforscherinnen von Infect-Net. Foto: René Lesnik

An diesem Tag wurde einmal mehr demonstriert, wie wertvoll es ist, eigene Erfahrungen, Hintergrundwissen und Ratschläge miteinander zu teilen und für andere Wissenschaftlerinnen zugänglich zu machen. Ein Netzwerk wie Infect-Net bietet dafür wichtige Ressourcen und eine niedrigschwellige Kommunikationskultur.

Hochkarätige Gastbeiträge weiblicher Rollenvorbilder

Der Gastvortrag am Donnerstagabend wurde uns von Blanche Schwappach-Pignataro präsentiert, Dekanin der Medizinischen Fakultät des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf. Sie betonte in ihrem Vortrag Contagious science in infection research zum einen die Bedeutung der Erforschung von Krankheitserregern für den Erkenntnisgewinn grundlegender zellulärer und molekularer Prozesse und zum anderen die Macht von mutigen Frauen wie Dorothea Erxleben und Emmy Noether, die Pionierarbeit in den wissenschaftlichen Männerdomänen geleistet hatten. Am Freitagvormittag hielt Christine Falk von der MHH und Mitglied des Wissenschaftsrats ihren Vortrag Wissenschaftsrat: Antimatter – dark matter – doesn’t matter? und gab uns damit einen Überblick über die Zusammensetzung und Funktionsweise des Wissenschaftsrats als wichtiges Gremium in Deutschland, in dem Wissenschaft und Politik zusammen an einem Tisch sitzen. Einen besonderen Fokus legte sie auf die aktuelle Empfehlung zur Weiterentwicklung der Geschlechterforschung, die von Margit Szöllösi-Janze vorgelegt und vor Kurzem veröffentlicht wurde. Darüber hinaus war es uns eine besondere Ehre, am Freitagmorgen das Grußwort von Katharina Fegebank zu erhalten. Katharina Fegebank ist Senatorin für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke und Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg. Sie schaffte es, das Publikum von Beginn an mit ihrer Energie und Wortgewandtheit zu fesseln. Vor allem die Ankündigung der gesicherten Folgeförderung des Röntgenmikroskops PETRA IV am Hamburger DESY löste Begeisterung unter den Wissenschaftlerinnen aus.

Die Gastgeberin Iris Bruchhaus (links), Infect-Net-Sprecherin Gabriele Pradel (rechts) mit Senatorin Katharina Fegebank (mitte). Foto: Julia Rauner, BNITM

Die Beiträge von Blanche Schwappach, Christine Falk und Katharina Fegebank haben uns gezeigt, dass es weiterhin stetiger Anstrengungen b edarf, die Wissenschaft geschlechtergerechter, Forscherinnen sichtbarer und Frauennetzwerke stärker zu machen. Wir bedanken uns bei unseren Gastrednerinnen für die Inspiration, Motivation und ihren Enthusiamus.

Informieren | Fördern | Fairnetzen

Am Freitagvormittag wurden die Ziele für eine externe Kommunikationsstrategie von Infect-Net diskutiert. Eines der wichtigsten Ergebnisse war die Kondensation der Ziele von Infect-Net in drei Verben: informieren, fördern und fairnetzen. Das Wortspiel war das Resultat eines Versprechers wurde aber mit Begeisterung angenommen. Claims wie diese sind wichtig, um Außenstehenden schnell und einfach zu vermitteln wofür unser Netzwerk steht:

  • Die Bevölkerung über Infektionskrankheiten und deren Erforschung zu informieren.
  • Wissenschaftlichen Nachwuchs in der Infektionsforschung zu fördern.
  • Infektionsforscherinnen untereinander und mit Akteur:innen aus Medien, Politik und Wirtschaft fair und auf Augenhöhe zu vernetzen.

Des Weiteren wurde die Bedeutung der Homepage für das Netzwerk hervorgehoben. Die Homepage ist ein wichtiges Werkzeug für die Außensichtbarkeit von Infect-Net und der Angelpunkt weiterer Maßnahmen wie des Mentorinnenprogramms und der Expertinnensuchmaschine. Die Fertigstellung und Freischaltung der Homepage hatte sich in den vergangenen Monaten verschoben, siesoll nun jedoch am1. Dezember 2023 in den Start gehen.

Um unsere Aktivitäten auf den Social-Media-Kanälen zu erhöhen, müssen wir überlegen wie wir die unterschiedlichen Plattformen strategisch sinnvoll mit Berücksichtigung auf die jeweiligen Zielgruppen bespielen wollen. René Lesnik möchte Vorlagen erarbeiten, die dann im Nachhinein von den Mitgliedern mit Bild- und Text gefüllt werden können. Die Vorlagen sollen beim nächsten Online-Treffen am 19. Januar 2024 vorgestellt werden. Wir werden auch die Presse- und Kommunikationsabteilungen der Institutionen ansprechen um mehr Reichweite zu erzielen, sobald wir die Kampagnen starten. Für eine nachhaltige Social-Media-Strategie ist es sinnvoll Arbeitsgruppen zu bilden, um einerseits die Konzepte und Umsetzungen absprechen und andererseits die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen. Eine Umfrage dazu wird in Kürze folgen.

Um Infect-Net mehr Sichtbarkeit im politischen Umfeld zu geben, will sich Infect-Net verstärkt mit den Fachgesellschaften und anderen relevanten Organisationen vernetzen. Auch dazu werden wir im Nachhinein eine Umfrage starten, um die Mitgliedschaften abzufragen.

Medientraining für Infektionsforscherinnen

Das Netzwerktreffen wurde bereits am Mittwoch mit einem Workshop zum Medientraining eingeleitet. Wolfgang Richter von „Medientraining für Wissenschaftler*innen GbR“ aus Berlin bereitete unsere Infektionsforscherinnen kompetent auf zukünftige Medienkontakte vor. Die eigenen Forschungsthemen wurden auf Nachrichtenfaktoren abgeklopft und redaktionell aufbereitet. Eine der Herausforderungen dabei ist, den Wissenschaftsjargon abzulegen und eine allgemeinverständliche Sprache zu finden. Auch die Vorstellung der eigenen Forschung in Videointerviews wurde geübt und untereinander bewertet. Letztendlich war es das Ziel mehr Geschlechtersensibilität in den Wissenschaft-Praxis-Dialog zu bekommen. Der Workshop wurde von allen Teilnehmerinnen als überaus hilfreich empfunden.

Die braunschweiger Mikrobiologin Simone Bergmann und Virologin Stephanie Jung aus Bonn interviewten sich im Medientraining gegenseitig. Foto: René Lesnik

Vielen Dank an alle Teilnehmerinnen und das BNITM

Wir möchten uns herzlichst bei allen Teilnehmer:innen bedanken, die dieses Treffen mit ihren Beiträgen, Diskussionen, Fragen und neuen Ideen zu einem Erfolg gemacht haben. Ein besonderer Dank gilt Iris Bruchhaus, Anna Bachmann und ihren Kolleginnen sowie Simone Witt und Wiebke Böhm vom BNITM für die Gastfreundschaft und die Unterstützung bei der Organisation.

Ausblick: Save the dates!

Die Termine für die Netzwerktreffen in 2024 stehen bereits fest:

Wir sehen uns!